Chronik der Gemeinde Kaunertal

Viele kleine und große Ereignisse eingebettet in die Geschichte der Tiroler Alpen, haben das Kaunertal zu dem gemacht, was es heute ist: ein liebenswertes, traditionelles Alpendorf. Ortschronist Martin Frey hat die Dorfgeschichte in seinem Buch »Das Kaunertal. Von den ersten Bergsteigern zur Tourismusregion« minutiös recherchiert und anschaulich dargestellt. Einen Auszug lesen Sie hier.

1273

In diesem Jahr soll sich der Ritter von Schenkenberg in Kaltenbrunn niedergelassen und dort eine Einsiedlerklause und eine kleine Holzkapelle errichtet haben.

1288

Laut Urbar besitzt Graf Meinhard II. im »Chvnertal« einen Hof, der jährlich „64 schot chese, 1 rund oder 3 phunt, vmb weysot 2 phunt“ zinste. Schätzungsweise dürfte der Hof 10 Stück Melkvieh und 10 Stück Jungvieh gehabt haben.

1298

In der Amtsabrechnung vom 25. Mai vermerkt Richter C. Prugel eine »Swaiga im Chvnertal«.

1427

In einem Register über das Gericht Prucz wird die Ortsgemeinde Kawnertal erwähnt. Herzog Friedrich zählte in diesem Jahr im gesamten Kaunertal 379 Eigenleute, die ihm jährlich steuerten. Das Verzeichnis „Die aigenleut in dem gericht Prucz-Chynertal“ enthält die dem Tiroler Landesfürsten untertänigen Personen der Gemeinden Kauns, Kaunerberg und Faggen, so dass es nicht möglich ist die genaue Zahl der Bewohner der heutigen Gemeinde Kaunertal festzustellen. Insgesamt nennt das Verzeichnis 87 Haushalte.

1438

Die von Schenkenberg errichtete Holzkapelle brennt vollständig ab, wobei das Gnadenbild der Mutter Gottes wie durch ein Wunder unversehrt geblieben sein soll.

1432

In einem Dokument erscheint erstmals der Ögghof auf.

1440

In einer Urkunde wird der Weiler Nufels erwähnt.

1445

Durch die Sammeltätigkeit des Einsiedlers Johannes Stab konnte 1445 die abgebrannte Gnadenkapelle neu errichtet werden. Gleichzeitig soll Kaiser Friedrich III. das Gasthaus »Kaltenbrunn« geschenkt haben, das gedacht war als Herberge für fromme Pilger, welche die Gnadenstätte in Kaltenbrunn besuchen.

1466

Im Urbar von Landeck wird erstmals der Mairhof genannt mit der Bemerkung: „Iben ein Schwaig im Kaunertal gibt vier Schot Schmalz und drei Zieger“.

1470

Am 30. November werden die Kaunertaler Almen zwischen sämtlichen Gemeinden des Zweidrittel-Gerichtes Prutz, »Ehnpruggen«, Ried, Vendels, Obertösens und denen von Kauns, Drifaggen, Valpetan und Kaunertal aufgeteilt. Zuvor waren die Almen alljährlich zwischen den Gemeinden ausgelost worden.

1483

Erster Benefiziat des von Erzherzog Sigmund gestifteten Benefiziums in Kaltenbrunn wird Simon Diel von Hechingen.

1502

Am 10. September wird der große Chor der Wallfahrtskirche Kaltenbrunn einschließlich dessen Altar zu Ehren der Sieben Freuden Mariens geweiht.

1535

Beginn des Baues des Längsschiffes der Wallfahrtskirche Kaltenbrunn.

1553

Im Gebiet der heutigen Gemeinde Kaunertal gibt es mindestens 28 bewirtschaftete Höfe und Feuerstätten, die alpberechtigt sind.

1598

Am 28. Oktober wird das Längsschiff der Wallfahrtskirche Kaltenbrunn geweiht.

1626

Mit bischöflicher Konfirmationsurkunde vom 26. Januar wird in Kaltenbrunn eine selbständige Kuratie errichtet. Der Zamser Pfarrer Jacobus Feuerstein und der Kaltenbrunner Kirchprobst Georg Guetwenger stellen bei Erzherzog Leopold das Ansuchen für eine Erlaubnis, in Kaltenbrunn eine Mühle bauen zu dürfen.

1627

Einiges deutet darauf hin, dass ab diesem Jahr Kauns und Kaunertal sich als getrennte Gemeinden verstehen. Im diesem Jahr lassen sich die »Taler« mit den Kaunern nur unter der Bedingung in einen Vergleich ein, dass der Kauner Dorfvogt nicht mehr Macht habe sie zu strafen, „weilen sy ein guete Oberkait haben“.

1627

Am 2. Jänner präsentiert der Tiroler Landesfürst Erzherzog Leopold als ersten Kuraten der neue Kuratie Kaltenbrunn den Augsburger Priester Balthasar Probstberger.

1660

Das Pfarrwidum in Kaltenbrunn wird durch den Prutzer Baumeister Peter Stiggl gebaut.

1662

Der am 23. Mai begonnene Bau des Kirchturmes der Wallfahrtskirche wird am 23. August 1669 beendet.
1667
Im Jänner verstirbt Christian Neururer durch eine Lawine in Fißlad.

1671

Am 20. Oktober tritt eine neue zwischen dem Kuraten und der Gemeinde ausgehandelte und vom fürstbischöflichen Konsistorium genehmigte Stolordnung für die Kuratie Kaltenbrunn in Kraft.

1707

Stirbt der Knappe Petrus Wolf im Bergwerk Tschingl „durch Pulver und Stain zerschmettert“.

1714

Beginn des Baus einer überkuppelten ovalen Gnadenkapelle im Inneren der Wallfahrtskirche Kaltenbrunn durch Gallus Gratl aus Inzing.

1719

Am 10. November brennt das »Äußere Löchl«, eine Behausung mit Stadl und Stallung ab und wird danach nie wieder aufgebaut.

1725

Am 13. März wird die Approbation und die Baugenehmigung zur Errichtung eines Frühmesswidums in Kaltenbrunn erteilt.

1728

Spätestens ab diesem Jahr gab es in Kaltenbrunn eine einklassige Schule.

1734

Am 30. August wird die Gnadenkapelle durch Weihbischof Ferdinand Josef Gabriel Graf von Sarnthein geweiht. Das Patrizonium der Gnadenkapelle wird am 8. September (»Maria Geburt«) gefeiert. Am 31. August wird die Totenkapelle an der unteren rechten Ecke des Friedhofs geweiht.

1735

Das Bergwerk Tschingl wird als »fondina Ceasarena«, als kaiserliches, landesfürstliches Bergwerk bezeichnet. Doch schon bald nach 1735 muss es aufgelassen worden sein.

1749

Laut dem in diesem Jahr erstellten Steuerkataster gibt es 80 Gebäude im Tal, einschließlich einer Kirche, einer Mühle sowie einer Schmiede. Zwölf Behausungen befanden sich in einem schlechten Zustand. Die Gemeinde zählt 102 Hof- bzw. Eigentümer. Der Grundbesitz verteilte sich auf 15 Grundherrschaften, die davon jährlich Grundzinse und Abgaben in Geld oder Naturalien einhoben. Die meisten Höfe und Häuser besaß die Priesterstiftung Kaltenbrunn (44 ½ Höfe und 28 Grundstücke).

1775

Das Maria-Theresianische Steuerkataster weist 63 ganze Häuser, 36 halbe Häuser, sechs Drittel-Häuser und ein Zweidrittel-Haus aus. Sämtliche Grundstücke des bäuerlichen Besitzes wurden auf 18.558 Gulden 41 Kreuzer, die im Adelsbesitz befindlichen Grundstücke auf 3.164 Gulden 33 Kreuzer geschätzt. Die Gesamtsteuerbemessung für alle Grundstücke betrug 15.656 Gulden und die Steuerleistung wurde mit 93 Gulden 55 Kreuzer 1 Fierer 6 Perner bemessen.

1794

Franciskus Rauch aus Fendels kauft die »Mueßmuil mit Stampf und Bluier« in Kaltenbrunn, tauschte sie aber bereits 1807 gegen die Bergermühle in Kaunerberg. Einer seiner Kinder, Anton von Padua Rauch begründet später die heute größte Mühle Tirols, die Kunstmühle Anton Rauch in Innsbruck.

1792

In diesem Jahre war die Kirche in Feuchten fertig und wurde vom Dekan von Zams Johann Suitner benediziert.

1796

Mit Martin Lintner aus Tösens bekommt Feuchten ab 1. Jänner einen eigenen Priester.

1804

Am 12. Oktober wird die Feuchtener Seelsorgekirche vom Fürstbischof Karl Franz zu Ehren der heiligen Dreifaltigkeit mit drei Altären eingeweiht.

1817

Von einem Eissee- und Gletscherausbruch des Gepatschferners wird berichtet.

1817

Bei der Volkszählung für Tirol und Vorarlberg nach Gemeinden werden für das Kaunserthal 576 Einwohner gezählt.

1832

Am 7. Juni weiht der Generalvikar und Weihbischof Johann von Tschiderer zu Prutz zwei Glocken für Feuchten zu Ehren des hl. Michael und des Heiligen Vinzenz von Paul.

1841

Die Gemeinde Kaunertal zählt 85 Häuser und 501 Einwohner. Bis 1880 stieg zwar die Zahl der Häuser auf 100, die der Einwohner sank jedoch auf 410. Ein Grund dafür war neben Auswanderungen, dass im innersten Kaunertal zahlreiche Höfe in dieser Zeit aufgelassen wurden.

1849-1852

Aufgrund der Grundentlastungsgesetze vom 7. September 1848 und vom 14., März 1849 werden im Kaunertal alle bestehenden Grundlasten abgelöst.

1862

Es kommt zu einem Eisseeausbruch am Gepatschferner, der starke Verwüstungen im Kaunertal verursacht.

1868

Der Kurat Alois Pritzi lässt unter Vermittlung des Kooperators Thomas Turner von Andreas Huter einen Altar für die Gnadenkapelle in Kaltenbrunn errichten.

1868

Am 27. August kommt es im Kaunertal zu erheblichen Murenschäden.

1871

Am 16. Juni organisiert das Dekanat Prutz mit verschiedenen Gemeinden eine herrliche Bergbeleuchtung zur Feier des 25. Regierungsjahres des Papstes Pius IX. Die Beleuchtung war wahrhaft großartig. Allein im Kaunsertal werden 70 Bergfeuer gezählt, darunter einige auf den höchsten Bergspitzen.

1872

Am 13. Februar verstirbt der seit sieben Jahren in Feuchten wirkende Kurat Josef Tschuggmal im Alter von erst 44 Jahren.

1873

Im Gepatsch eröffnet die Sektion Frankfurt a.M. des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins mit dem »Gepatschhaus« die erste Alpenvereinshütte des Kaunertales.

1874

Im August sind insbesondere im hinteren Kaunsertal erhebliche Zerstörungen durch Wildbäche zu beklagen. Am 7. Oktober bewilligt der Finanz-Ausschuss des Tiroler Landtags 500 Gulden für die Gemeine Kaunserthal, um damit durch Murbruch geschädigte Gemeindebürger zu unterstützen.

1882

Am 3. August 1882 wird das erweiterte Gepatschhaus der Alpenvereinssektion Frankfurt a.M. eingeweiht

1883

Der Kurat Kurt Förg beginnt eine umfangreiche Restaurierung des Inneren der Wallfahrtskirche Kaltenbrunn im damaligen sog. Nazarenerstil.

1885

Am 13. August kommt es zwischen Prutz und Feuchten nach heftigen Gewittern zu Murenabgängen, die den Verkehr erheblich behindern.

1886

Am 10. April beschließen sämtliche 11 Gemeinden des Gerichtsbezirks Ried, darunter die Gemeinde Kaunserthal dem k.,k. Bezirksrichter in Ried Dr. Anton Schmied in Anerkennung seines verdienstvollen mehrjährigen Wirkens in allen Gemeinden das Ehrenbürgerrecht zu verleihen.

1887

Vom 1. Juni bis zum 30. September wird ein regelmäßiger viermaliger Landpostbriefträgerdienst vom Postamt Prutz ins Kaunertal mit den Haltestellen Kauns, Kaltenbrunn und Feuchten eingeführt. Vom 1. Oktober bis 31. Mai wird die Verbindung wöchentlich nur dreimal bedient.

1888

Am 24. Jänner bewilligt der Tiroler Landesausschuss den Bau der Kaunserthaler-Konkurrenzstraße II. Klasse längs dem Faggenbach von Prutz bis zum Weiler Platz. Die betreffenden Gemeinden Feichten, Prutz, Kauns, Kaunserberg und Faggen, die durch die Alpen beteiligten Gemeinden Ried, Tösens und Fendels sowie der Forstärar werden beauftragt, schnellstens ein fünfköpfiges Straßenbau-Komité zu wählen. Der Bau musste noch in diesem Jahr begonnen werden und sollte 1890 vollendet sein. Der Kostenvoranschlag wurde auf 19.000 Gulden geschätzt.

1888

Die Sektion »Prutz-Kaunserthal« des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins wird gegründet.

1891

Die Kuratien Kaltenbrunn und Feuchten werden in selbständige Pfarreien umgewandelt. Erster Pfarrer in Kaltenbrunn wird der in Zams geborene Franz Xaver Thurner.

1891

Bei der Volkszählung werden in der Gemeinde Kauserthal nurmehr 356 Einwohner gezählt.

1894

Die unter Mitwirkung der Alpenvereinssektion Frankfurt a.M. zustande gekommene und von Josef Alois Praxmarer (Feuchten) und Augustin Huter (Prutz) innitierte Telefonverbindung zwischen Prutz und Feuchten wird am 8. Juni feierlich eröffnet.

1895

Am 6. August wird die von der Alpenvereinssektion Frankfurt a.M. insbesondere für die Kaunertaler Bergführer errichtete Kapelle »Maria im Schnee« beim Gepatschhaus eingeweiht.

1896

Erste Bestrebungen, eine Schützengesellschaft Kaunertal zu bilden und einen Schießstand zu errichten.

1897

Die Schützengesellschaft Kaunsertal erhält am 26. Oktober durch den Landes-Oberst-Schützenmeister die Anerkennung.

1901

Im Juni wird die Kaunertalstraße an verschiedenen Stellen ausgebaut.

1903

Der Pfarrer Johann Rudning lässt in Kaltenbrunn das erste Kraftwerk im gesamten Bezirk zur Gewinnung elektrischer Energie errichten. Dadurch kann die Gnadenkapelle und Kirche mit 32 Lampen elektrisch beleuchtet werden. Die Leistung des kleinen Generators beträgt 7,5 kW.

1903

Am 11. Juni erfolgt die Kollaudierung des von Josef Alois Praxmarer gebauten Schießstandes durch den Bezirkshauptmann Ludwig Baer, Hauptmann Laich, dem Gemeindevorsteher Daniel Gfall, Ober-Schützenmeister Josef Alois Praxmarer und den Unter-Schützenmeister Johann Mark.

1904

Am 19., 20. und 21 Juni wird der k.k. Schießstand mit einem Fest- und Freischießen feierlich eröffnet. Gleichzeitig findet am 19. Juni die Weihe der Schützenfahne statt. Patin ist dabei Emma Ragg.

1905

Erstmals ersteigern die Gemeindeangehörigen die Jagd im Gemeindegebiet Kaunserthal und nicht mehr Ausländer. Dies allerdings für einen sehr hohen Pachtzins von jährlich 360 Kronen

1905

Am 13. August wählte der Gemeinderat ein neues >Oberhaupt, nachdem der greise Joel Gfall nicht mehr in der Lage war den Gemeindekarren noch eine Periode zu leiten. Als jüngere Kraft sollte Anton Hafele dies besorgen.

1906

Die von der Alpenvereinssektion Frankfurt a.M. errichtete Verpeilhütte wird eröffnet.

1908

Am 15. April ernennt die Gemeinde Kaunsertal wie andere Gemeinden des Zweidrittelgerichts den Ackerbauminister Dr. Ebenhoch, den Landeshauptmann Dr. Theodor Kathrein sowie den Landesausschuss-Vorsitzenden Dr. Karl Pusch zu Ehrenbürgern.

1907

Der Kirchturm der Feuchtener Kirche erhält einen neuen Dachstuhl.

1909

Das von der Alpenvereinssektion Mark Brandenburg gebaute »Brandenburger Haus« wird eröffnet. Es ist mit 3.277 m das höchstgelegene Bauwerk in der Gemeinde Kaunertal.

1910/11

Die Gemeinde Kaunserthal zählt 1910 immerhin 1.222 und 1911 sogar 1.435 Nächtigungen.

1912

Am 29. März löst sich im linksseitigen Kaunertal eine Schiefermasse in der Nähe des Schlosses Bernegg, wodurch die Kaunertalstraße auf einer Länge von 70 Metern und einer Höhe von 3 Metern verschüttet wurde. Der Wagenverkehr muss für mehrere Tage eingestellt werden.

1912

Im Sommer werden auf der Kaunertalstraßen 20 neue Ausweichstellen geschaffen und die Straße, wo sie durch Felspartien führte, etwas verbreitert. Der Postwagen ins Kaunsertal ist stets voll besetzt.

1912

Am 22. September findet die konstituierende Versammlung zur Bildung einer Freiwilligen Feuerwehr Kaunsertal statt.

1912/13

Das der Alpenvereinsektion Frankfurt a.M. gehörende Gepatschhaus wird großzügig erweitert und feierlich eröffnet.

1913

Am 27. Jänner genehmigt die k.k. Statthalterei in Innsbruck die Bildung des Vereins »Freiwillige Feuerwehr in Kaunserthal«. Erster Vereinsobmann ist Karl Ragg, sein Stellvertreter Josef Alois Praxmarer und Schriftführer Tobias Larcher.

1913

Am 8. auf den 9. Juli löste sich in der Kaunertaler Raich eine Mure und überschüttet die gerade im Bau befindliche Kaunertalstraße auf 30 Metern.

1915

Im Mai stehen von den 382 Einwohnern der Gemeinde 93 Männer unter Waffen. Bis zum Ende des Weltkrieges fallen 11 Kaunertaler Männer.

1923

In der Nacht vom 15. zum 16. August 1923 ereignet sich eine Wasserkatastrophe im Kaunertal. Diesmal hat sich der sonst zahme Verpeilbach mit dem wilden Watze- und Madatschbach verbunden und erhebliche Verwüstungen in den schönen Kulturgründen von Feuchten-Mühlbach angerichtet Die Ursache des Unglücks war die vorausgegangene Trockenheit und ein furchtbares Hagelgewitter.

1928

Ab Juni gibt es eine regelmäßige Postautoverbindung zwischen Landeck und Feuchten.

1929

In der Nacht vom 22. auf den 23.Jänner kommt es zu einem Großbrand, wobei der Gasthof »Jägerhof« fast vollständig vernichtet wird.

1930

Am 9. März 1930 findet im Gasthof »Hirschen« eine Interessentenversammlung zur Gründung des Verkehrsvereins Kaunertal statt. Die Vorarbeiten hatten Gasthofbesitzer Larcher, Linienschiffskommandant Veith und Schulleiter Plankensteiner übernommen. Direktor Hradesky vom Landesverkehrsamt erläuterte die Satzungen eines Verkehrsvereins und teilte mit, dass in Innsbruck die Gründung wärmstens begrüßt wird.

1930

Für die Freiwillige Feuerwehr Kaunertal wird ein Feuerwehrhaus mit Turm errichtet. Ende Juni wird eine erste Motorspritze angeschafft.

1933

Am 19./20. April veranstaltet der Kaunertaler Skiclub am Weißseejoch und erstmals auf dem Gepatschferner Skirennen. Der Abfahrtslauf geht vom Weißseejoch bis zum Riffelboden. Die Abfahrt der Seilmannschaften finden auf dem Gepatschferner statt. Letzteren Wettbewerb gewinnt die Mannschaft Hermann Mark, Karl Moritz und Adolf Mark.

1934

Nach mehreren Ausbrüchen des Verpeilbaches wird am Beginn des Unterlaufes unterhalb des Wasserfallkessels ein Geschiebeablagerungsplatz errichtet, der mit schweren, gepflasterten Steindämmen eingefasst ist.

1934

Am 18. März richtet der Skiclub Kaunertal im Verpeil ein Skirennen aus.

1937

Am 31. Juli kommt es in der Raich zu einem gewaltigen Erdrutsch, durch welchen der gesamte Verkehr ins Kaunertal unterbrochen wird. In den Tagen danach wird versucht mit Holzstämmen eine Behelfsbrücke über den Faggenbach zu errichten. Auch die Telefonverbindung zwischen Prutz und Feichten wird unterbrochen.

1937/38

Der Weiler Platz wird durch eine Regulierung des Faggenbaches mittels beidufriger Trockenmauerwerke geschützt und auch eine neue Brücke über den Faggenbach hergestellt.

1938

Die Gemeinde zählt nurmehr 82 Häuser und 428 Einwohner.

1938/39

Im Ortsbereich von Feichten entlang des Faggenbaches wird rechtsufrig eine betonierte und steinverkleidete Ufermauer ausgeführt, um die tieferliegenden Ortsteile vor Hochwasser zu schützen.

1939-1945

Im 2. Weltkrieg werden 49 Mann der Gemeinde Kaunertal einberufen; im laufe des Kriegs fallen 12 davon. Einige kommen als Schwerkriegsbeschädigte heim.

1946

Am 7. Feber geht die Gsallbachrinnenlahne beim Weiler Vergötschen als Staublawine ab. Die Kaunertaler Landesstraße wird auf einer Länge von 100 m und einer Höhe von 2 bis 4 m verlegt. Der Fahrzeugverkehr ist zwei Tage unterbrochen.

1948

Am 10. August erlebt das Kaunertal ein Hochwasser besonderen Ausmaßes, wodurch das Kaunertal schwer mitgenommen wird. Viele Felder werden überschwemmt und beschädigt. Hinter Feichten beim Jagdhaus durchbricht der Faggenbach die Arche und vernichtet mehrere Hektar Wiesengrund auf Jahre. Nicht weniger als 11 größere und kleinere Brücken werden zerstört. Die Kaunertaler Straße wird an vielen Stellen weggerissen und vernichtet. Der Weg von Prutz nach Feichten kann nurmehr zu Fuß zurückgelegt werden.

1949

Angeregt durch andere Erholungsorte wird am 3. August der Fremdenverkehrsverein Kaunertal wiedergegründet. Mit diesem Schritt wird ein wichtiger Markstein in der wirtschaftlichen Weiterentwicklung des Kaunertales gesetzt.

1951

Am 19. Jänner geht eine Grundlawine nach anhaltendem Regen durch das Gebiet des Tieftalbaches, circa 2 km nach dem Eingang zum Kaunertal ab. Die Kaunertaler Landesstraße wird an mehreren Stellen bis zu 3 m hoch verlegt. Die Zufahrt nach Feichten ist drei Tage gesperrt.

1955

Die Muskapelle Kaunertal wird wiedergegründet.

1955

Das 1953 mit dem Bau begonnene neue Gerätehaus der Feuerwehr Kaunertal wird am 3. Juli durch den Ortspfarrer eingeweiht.

1956

Am 3. März geht die Langbachlawine bei Kaltenbrunn vom Einzugsgebiet der Falkauns-Alpe ab. Die Lawine geht als Grundlawine ab. Die Kaunertaler Landesstraße wird in einer Länge von 300 m und einer Höhe von 2 bis 10 m verschüttet, Vom 3. bis 23. März ist der Verkehr ins Kaunertal unterbrochen.

1959

Die Straße Prutz Feichten wird im Hinblick auf den Bau des Gepatschstaudammes durch die TIWAG ausgebaut und dabei auf ca. 6 m verbreitert.

1960

Pfarrer Ferdinand Kätzler lässt im August und September dringend notwendige Sanierungsmaßnahmen am Kirchturm und am Dach des Kirchenschiffes der Wallfahrtskirche in Kaltenbrunn durch die Firma Josef Pondorfer aus Dölsach vornehmen.

1960

In diesem Jahr verzeichnet der Verkehrsverein 7.594 Nächtigungen.

1960-1964

Im hinteren Kaunertal wird durch die TIWAG der Gepatschstaudamm errichtet. Am 11. Juli 1962 wurde mit der Schüttung des Staudammes begonnen. Bereits im September 1962 feiert man den Durchschlag des 13,2 km langen Druckstollens bis hinaus zum Burgschrofen bei Fendels. Das Richtfest des Staudammes wurde am 8. November 1964 in großem Rahmen gefeiert.

1961

Am 14. Feber geht die Feltlinbachlawine als Grundlawine ab. Die Kaunertaler Landestraße wird in einer Länge von 300 m und einer Höhe von 15 m verschüttet. Der Verkehr ins Kaunertal ist für 5 Tage unterbrochen. Die Telefonleitung wird in einer Länge von 350 m zerstört.

1962

Nach starken Schneefällen zählt man zwischen dem 14. und 18. Feber Abgänge von 25 Staublawinen auf die Werkstraße der TIWAG zwischen Feichten und dem Gepatschhaus beim Kaunertalkraftwerksbau. Die größten Lawinen sind die Gscheidbachlawine, Maierhofbachlawine, die äußere und innere Kuppbachlawine, die Schneelahn, die äußere Watzebachlawine, die Fißladlawine, die Lawine im Gschaid und die Plattlelawine. Zwar waren keine Menschenleben zu beklagen, dennoch entstanden im Lager See, Märchenwiese und Plattle M;aterialschäden an Baubaracken und Bauteilen. Die Werkstraße wird nach Abklingen der Lawinengefahr mit Großerdbaugeräten geräumten und war am 21. Feber in den Abendstunden wieder befahrbar.

1962

Am 15. Juli beschließt der Gemeinderat den Ankauf von 800 m² Baugrund von der Pfarrkirche Feichten, um darauf ein Schulhaus oder ein Gemeindehaus zu erstellen.

1962-1965

In diesen Jahren wird die Zufahrt von der Kaunertalstraße nach Nufels und zum Poschenhof gebaut. Der Weg ist 820 m lang, 4 m breit und weist Steigungen bis 12% auf.

1963

Durch Wärmegewitter am 22. Juli gehen aus den rechtsufrigen Seitenbächen Muren nieder, die die Fagge verlegen, so dass es zu Uferrissen und Straßenverlegungen kommt. Besonders beim Gallruthbach treten große Schäden auf.

1963

Im Gemeindegebiet Kaunertal werden zwei Schlepplifte in Betrieb genommen.

1964

In diesem Jahr wird mit der Erschließung des Weilers Grasse begonnen.

1967

Am 21. März geht die Bodenbachlawine im Weile Platz als Staublawine ab. Die Lawine zerstört die KV-Leitung der TIWAG und beschädigt die Ortsnetzleitung. Die Kaunertaler Landesstraße wird auf einer Länge von 200 m und einer Höhe von 2 m verlegt.

1967-1970

In diesen Jahren wird im Anschluss an die Holderlibrücke die Zufahrt zu den Ögghöfen hergestellt. Der Weg ist 1.685 m lang 4 m breit und weist Steigungen bis zu 13% auf.

1968

Abgang der Bodenbachlawine im Weiler Platz am 14. Jänner als Staublawine. Die Lawine verlegt die Fahrbahn in einer Länge von 200 m und einer Höhe von 1 m. Die Verkehrsunterbrechung dauert 3 Tage.

1969

Von einer Wegegemeinschaft wird der Bau eines Fahrweges ins Verpeil in Angriff genommen.

1969

Beim Gemeindehaus werden eine Postgarage und ein Gemeindesaal für ca. 150 Personen angebaut.

1970

Durch die stark anhaltenden Schneefälle seit dem 20. Feber abends ausgelöst, wird von der BH Landeck nach Anhören der Lawinenkommission Feichten am 21. Feber, 15.00 Uhr die Kaunertaler Landesstraße von Prutz nach Feichten gänzlich gesperrt. Zu diesem Zeitpunkt sind bereit im Tal rund 1 m trockener Neuschnee gefallen und es besteht für das gesamte Kaunertal höchste Lawinengefahr. Im Verlauf des 21. Bis 24. Feber gehen dann im Bereich des Kaunertales zahlreiche Lawinen ab. Durch die abgegangenen Lawinen nehmen glücklicherweise Personen oder menschliche Behausungen keinen Schaden. Die Zufahrt nach Feichten ist vom 21. Feber bis 3. März gesperrt. Ortsteile von Feichten sind ohne Strom. Durch Hubschrauber des BMfI wird eine Luftbrücke mit der Gemeinde Kaunertal zum Einflug von Verpflegung und zum Ausflug von Kranken aufrechterhalten. Zum Zeitpunkt der Lawinenkatastrophe sind im Kaunertal circa 450 Feriengäste eingeschlossen. Die Räumung der Kaunertaler Landestraße mit sechs eingesetzten Großräumfahrzeugen wie Schneefräsen, Schubraupen, Radlader und einem Löffelkran dauert bis zum 2. März abends. Allein die Urflbach- und die Vergötschener Lawine reißen am 23. Feber rund 5.000 fm Bauholz auf einer Fläche von ca. 17 ha um.

1970

Der Fremdenverkehr entwickelt sich stark im Kaunertal. In diesem Jahr werden bereits 61.077 Nächtigungen gegenüber 22.337 im Jahre 1965 gezählt.

1970

Im Frühjahr wird das neue Feuerwehrhaus der Freiwilligen Feuerwehr Kaunertal fertig.

1975

Am 11. Oktober löst sich während einer Trauung am Presbyteriumsbogen der Wallfahrtskirche ein Kopfgroßer Stuckbrocken und zerbarst neben dem Brautpaar.

1974

In Feichten werden das neue Hallenbad und der neue Gemeindesaal eröffnet.

1976

Am 19. September tritt im Beisein von Landeshauptmann Wallnöfer in Imst ein von ihm berufener Ausschuss aus führenden kirchlichen und weltlichen Persönlichkeiten der Oberländer Bezirke zusammen, um den Verfall der beliebten Wallfahrtskirche im Kaunertal zu stoppen und deren Restaurierung durchzuführen. Vorsitzender wird der Kaunertaler Bürgermeister Eugen Larcher.

1977-1982

Am 21. Juni 1977 beginn die Firma Pümpel mit den Sanierungsarbeiten an der Wallfahrtskirche Kaltenbrunn. Für die Summe von 11,4 Mio. Schilling wird die Wallfahrtskirche bis 1982 grundlegend saniert und im gotischen Stil renoviert. Die ganze Kirche wurde auf ein Betonfundament gestellt, wobei 15 Tonnen Stahl verarbeitet wurden. Am 27. Juni 1982 wird die Wallfahrtskiche Kaltenbrunn im Beisein des Bischofs Reinhold Stecher und des Landeshauptmanns Eduard Wallnöfer feierlich wieder eröffnet.

1979

Die Gletscher-Panormastraße zum Weißseeferner auf 2.750 m wird gebaut.

1980

Das Gletscher-Sommerskigebiet »Kaunertaler Gletscher« wird eröffnet.

1994

Am 25. Dezember wird die Ochsenalmbahn I im Kaunertaler Gletscherskigebiet eröffnet.

1999

Am 22. Feber wird das Kaunertal von zahlreichen Lawinenabgängen heimgesucht und ist fast 10 Tage von der Außenwelt abgeschnitten.

2008

Die 8er Gondelbahn mit Sitzheizung (Ein-Seil-Umlaufbahn) zum Karlesjoch wird eröffnet. Sie bringt in 4 Minuten 50 Sekunden 2.150 Personen pro Stunde zur Plattform beim Karlesjoch auf 3.107 m Seehöhe.

2008-2010

Die Wallfahrtskirche Kaltenbrunn muss erneut renoviert werden. Dabei wird talseitig am Weg zur Wallfahrtskirche durch die Architekten Illmer und Tautschnigg die neue Kerzenkapelle erbaut, um einen würdigen Ort für die Kerzenopfer zu schaffen und gleichzeitig die Kirche vor schädlichem Ruß zu schützen. Die Figur der Muttergottes, die in Anlehnung an das Gnadenbild gestaltet wurde, schuf der Bildhauer Siegfried Krismer aus Fiss.

2016

Das Hallenbad Kaunertal eröffnet am 16. Oktober 2016 nach 14 Monaten Umbau- und Modernisierungsphase inkl. Restaurant unter dem neuen Namen "Quellalpin" sein Pforten.

2018

Im Feber wird mit dem Neubau des Gemeindehauses in Feichten begonnen. Insgesamt 2,1 Millionen Euro brutto werden investiert. Das Land Tirol zahlt dabei über drei Jahre verteilt insgesamt 1 Million Euro an Bedarfszuweisungen aus. Ende November wird das neue Gemeindehaus eröffnet. Laut Bauleiter Karl Stecher nahm das Projekt 22 Monate in Anspruch, davon acht Monate reine Bauzeit. Die Fassade besteht, so Stecher, aus 680 Quadratmetern Massivholzelementen. „Es ist ein Gebäude mit Wiedererkennungswert, das zum Tal und zu den Menschen passt.“

2019

Am 6. Juni wird Bundespräsident Alexander van der Bellen im Rahmen eines »Landesüblichen Empfangs« die Ehrenbürgerschaft seiner Heimatgemeinde Kaunertal verliehen.

2019

Die neue Falginjochbahn ist die erste 100er-Funifor in Österreich. Die moderne, windstabile Liftanlage ersetzt die beiden Schlepplifte Weißseeferner 1 und Weißseeferner 2. Mit der neuen, barrierefreien Bahn schwebt man in unter 4 min Fahrzeit vom Gletscherrestaurant zum Falginjoch auf 3.113 m Höhe.

2021

Im Juni beginnt der Bau der Weißseejochbahn.

Zur Person Martin Frey

Martin Frey

Ortschronist
Poschen

Martin Frey ist Ortschronist seit 2012, Kurator für diverse Ausstellungen und Buchautor.

1954 geboren; Studium der Politologie und Wirtschaftswissenschaften, Abschluss als Dipl.-Volkswirt an der Universität Bonn. Danach wissenschaftlicher Assistent an der Uni Bonn, ab 1986 wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Deutschen Bundestag in der Enquête-Kommission »Reform der gesetzlichen Krankenversicherung«, ab 1990 Referent im Ausschuss für Arbeit und Soziales im Deutschen Bundestag, ab 1996 Leiter des Sekretariats des Familienausschusses, 1999-2019 Leiter des Sekretariats des Ausschusses Arbeit und Soziales. Ab 1991 Mitbesitzer des Poschenhofes im Kaunertal, leidenschaftlicher Bergsteiger. Seit Herbst 2019 dauerhaft wohnhaft im Kaunertal.

2002-2004 Verfasser eines umfangreichen Buches über die Geschichte des Hangkanals und Mitwirkung an den Feierlichkeiten zum 50jährigen Bestehen des Hangkanals 2004. 2005 Erstellung der Festschrift »50 Jahre Musikkapelle Kaunertal« 2006 Mitwirkung an der Gestaltung der 100-Jahr-Feier der Verpeilhütte und Veröffentlichung des Buches »Das Kaunertal. Von den ersten Bergsteigern zur Tourismusregion«. 2009 Gestaltung der Feierlichkeiten zu 100 Jahre Brandenburger Haus mit einer umfangreichen Ausstellung. 2010 Herausgabe eines Kalenders zur Geschichte der Wallfahrtskirche Kaltenbrunn anlässlich der Renovierung. 2013 Organisation einer Ausstellung zum Anlass „125 Jahre Rauhekopfhütte“. 2014 Herausgabe einer Geschichte der Schützenkompanie Kaunertal und der Freiwilligen Feuerwehr Kaunertal. 2018 Präsentation eines Videos über die Geschichte des Gepatschhauses. Darüber hinaus verschiedene Ausstellungen im Rahmen des »Naturpark Huangert« oder am Kaunertaler Gletscher.

Ehrungen: 2004 Umweltpreis der SPÖ-Bezirksorganisation Landeck; 2015 Ehrenzeichen der Gemeinde Kaunertal; 2019 Ehrenmitgliedschaft der DAV-Sektion Frankfurt a.M.